Besuch Waffenplatz Bure vom 13. August 2017

Als ich um 7:45 Uhr beim «Fressbalken» Würenlos eintreffe, ist Markus Inkamp mit seinem wunderschönen Bus, einem 1980er Saurer RH 525-23 und 13 Kameraden an Bord bereits auf dem Platz. Sie hatten die Strecke Hinwil bis hierher in Rekordzeit geschafft.

                 

Nachdem Beat bei allen den obligaten Obolus für die Teilnahme eingezogen hat, stellt er die Frage in die Runde, wer als freiwilliger Schreiberling einen kleinen Bericht über den heutigen Tag für die Webseite verfasst.

Schweigen.

Gut, dann werden wir das Los entscheiden lassen, wer ihn unfreiwillig schreibt. Der Präsi schneidet die entsprechende Anzahl Zettelchen und beschriftet sie, mit Ausnahme des Treffers, mit «Nein».

Dann geht der Mutz rum, als erster darf der Präsi ziehen – Ehre, wem Ehre gebührt. Und so hat es mich halt erwischt. Somit kann es nun jeden treffen, denn in Zukunft werden wir bei allen Anlässen nach dieser Methode einen Autor für den Tagesbericht finden.

Eine Stunde später scheren wir in Gunzgen Nord aus zum Kaffeehalt. Danach weiter auf der Autobahn bis Oensingen, gemütliche Fahrt «über Land» bis zum neu eröffneten Autobahnabschnitt nach Bure, wo wir um halb zehn eintreffen. Wir werden vom Bat Kommandanten Oberstlt Michael Schöb in Empfang genommen und gleich zu Kaffee und Brötchen geführt.

                                                                   

Er stellt uns das Pz Bat 29 vor, welches zurzeit in Bure im WK ist und erklärt uns im Detail dessen Aufgaben und die damit verbundenen Herausforderungen, denen sich seine Truppe in verschiedenen Übungen stellen wird und denen wir beiwohnen werden.

                                                                                                                     

Das Logo des Pz Bat 29 ist: «Vertrauen ist gut – 29 ist besser». Wir werden in die Kommandozentrale geführt, die an science fiction erinnert: Man sieht von oben durch Glaswände in zwei riesige Räume mit zahlreichen Arbeitsplätzen, an denen auf jeweils 3-4 grossen Monitoren gearbeitet wird.

SIMUG, wo das Geschehen der Gefechtsübungen auf den Panzerpisten überwacht werden und SIMKIUG: Dort laufen alle Informationen zusammen über das aktuelle Geschehen im Übungsdorf Nalé: Drei Beamer projizieren die Sicht einzelner Kameras an den Häusern, vom Panzer, von der Kamera eines Soldaten oder wo immer ein Gefecht stattfindet an die Wand. Gespräche werden ebenso aufgezeichnet wie die abgegebene Kommandos; am Schluss jeder Übung werden sämtliche Daten ausgewertet und mit der Truppe besprochen. So lassen sich ständige Fortschritte in der Ausbildung erzielen.

In zwei Duro’s werden wir zur Werkstatt gefahren, wo es z.B. den schwedischen Schützenpanzer 2000 (Spz 2000) zu sehen gibt. Besonders imposant ist der Motor eines Leopards, der ausgebaut wurde.

                                                                                              

Von dort geht es weiter nach Nalé: Ein realitätsnahes Übungsdorf mit Häusern, die mit Hightech gespickt sind: Überall hat es Mikrophone, Sensoren und Kameras, welche das Vorgehen der Kampftruppe, aber auch Treffer aufnehmen und an die Zentrale senden, von wo aus sich ganze Treppen oder Wände in den Häusern «einstürzen» lassen.

     

In 4 Gruppen besuchen wir nun die vorbereiteten Demonstrationen:

Auf dem Chassis des Leopards aufgebaut: Der Bergepanzer «Büffel», auch liebevoll «das grösste Sackmesser der Armee» genannt, bedient von 4 Mann: Fahrer, Kommandant, Funker und Bergepanzersoldat. Interessant:

Jeder muss alles können und wird abwechslungsweise in einer der Funktionen eingeteilt. Das Gefährt mit 1500 PS bringt knapp 65 Tonnen auf die Waage und ist ausgerüstet mit einer Seilwinde, Zugkraft max.105 t, einem Kran, Hubkraft 30 t und einem Räumschild; er kann mit einer Schleppschere einen «Leo» abschleppen und mit dem Kran sogar den eigenen Motor ausbauen.

Vom Panzer 87, besser bekannt als Leopard 2 WE wurden insgesamt 380 Stück beschafft, wovon 134 einem Werterhaltungsprogramm unterzogen wurden. Besatzung: Kommandant, Richtschütze, Ladeschütze und Fahrer, im Gegensatz zum Büffel jeder ein Spezialist. Er ist gleich motorisiert aber «nur» 56,5 t schwer und schafft auf der Strasse wie im Gelände 68 Km/h vorwärts und knapp die Hälfte rückwärts. Bewaffnet ist er mit einer 120mm Kanone und dem MG 87, sowie Nebelwerfern.

   

Am Stand mit den Nachtsichtgeräten werden uns 2 Typen vorgestellt, mit denen die Panzergrenadiere ausgerüstet sind.

                                      

Gefunkt wird mit dem bewährten SE-235 bzw. SE-435 mit einer Reichweite von bis zu 15 Km und dem Mobilen SE1-35, das bis zu 2 Km schafft.

Speziell ist die «Bekleidung» der Panzergrenadiere: Eine Veste mit Sensoren und integriertem Pager, auf dem die Lebensdaten und die Ausrüstung des Soldaten eingesehen werden können, ein Helm mit integriertem GPS, welches jederzeit die Bewegung und den Standort des Soldaten übermittelt. Die normale Bewaffnung wurde mit Laser ausgerüstet, was eine genaue Trefferanzeige ermöglicht. Ist der Soldat getroffen, meldet ihm dies sein Pager. Auch die Panzerfaust ist so ausgestattet.

                              

Mittlerweile ist es halb eins und wir haben Hunger. Es gibt Chili con Carne mit Reis und Salat, sehr gut und sehr reichlich!

Um 13:15 Uhr erklärt uns Oblt Lewy die Strategie der Verteidigung von Nalé, bevor es zur «Praxis» geht.

                                                                                   

Dazwischen ein Gruppenbild zur Auflockerung.

Als angehende Panzerbesatzung fassen wir einen Velohelm: Die Fahrt in einem Schützenpanzer 2000 ist einer der Höhepunkte des Programms.

       

In Nalé werden wir Zeugen eines Angriffs der Pz Gren Kp 29/4. Dort hat sich der Feind in den Häusern verschanzt. Unsere Truppe rückt mit 4 Spz 2000 an und erledigt ihre eindrucksvolle Aufgabe mit Bravour.

    

Danach geht es zu den Panzerpisten, wo 2 feindliche Panzer in einem bemerkenswerten Einsatz von 8 Leo’s kampfuntauglich gemacht werden, wobei ein Verlust von 2 eigenen Pz zu beklagen ist.

  

Zum Einsatz kommt auch eine Drohne, welche das ganze Geschehen filmt.

Damit endet die Übung und wir fahren zurück zur Kaserne, wo wir nach einer Erfrischung nochmals ein Gruppenbild machen. Dann verdankt Heiner die tollen Führungen und übergibt unseren Gastgebern den Baumerfladen bzw. das gravierte Sackmesser.

Mit einem kleinen Zwischenhalt in Gunzgen Süd erreichen wir bei angenehm flüssiger Fahrt das Zwischenziel in Würenlos. Ich möchte mich speziell bei den Organisatoren Heiner und Beat und insbesondere bei Markus, der uns wie immer selbstlos mit seinem schönen Bus eine wunderbare Fahrt beschert hat, bedanken.

                                                                                        

20.08.2017 Jörg Steinmann